Wie erkennt man eine Berufung?
Wie wird man zum Priester berufen?
Jedes Jahr Mitte September öffnet das Priesterseminar der Gemeinschaft Sankt-Martin seine Pforten und empfängt mit Freude die neuen Seminaristen des ersten Jahres. Die Zeit die vor ihnen liegt, wird in besonderer Weise eine Zeit der geistlichen, menschlichen und intellektuellen Formung, aber auch, und vor Allem, der Reflexion über die eigene Berufung sein. Diese Reflexion begann schon vorher: Jeder von ihnen hat schon einen Ruf des Herrn erhalten und die Verantwortlichen für die Ausbildung haben die Anzeichen einer Berufung als ausreichend eingeschätzt, um eine verstärkte Berufungssuche im Rahmen des Seminars fortzusetzen.
Jede priesterliche Berufung Geheimnis der Liebe
Es benötigt eine lange, in die Zeit der Ausbildung eingebettete Reflexion, bis sich die Echtheit einer Berufung bestätigt, oder nicht. Die ersten zwei Jahre, welche den Zyklus des Philosophiestudiums bilden, sind besonders dieser Unterscheidung gewidmet, die danach in der Begegnung mit der pastoralen Realität und dem Gemeinschaftsleben der Priester in der Pfarrei in einem einjährigen Praktikum erprobt wird. Nach diesen drei Jahren der Suche wird die Kirche durch die Stimme der Verantwortlichen die Echtheit der Berufung durch die Aufnahme unter die Kandidaten für die heiligen Weihen (Admissio) anerkennen. Während der gesamten Zeit der Ausbildung ist jeder Seminarist aufgefordert, eine Vertrautheit mit der heiligen Schrift zu entwickeln, eine Beziehung echter Nachfolge zu Christus zu bilden, sich vom Heiligen Geist treiben zu lassen,- all dies, um in ein lebendiges Werkzeug, einen treuen und bedachtsamen Diener „nach dem Herzen Gottes“ verwandelt zu werden.
Um diese Verwandlung besser zu leben hat jeder Kandidat einen geistlichen Begleiter, der aufmerksam seinem inneren Leben folgt, damit er sich nicht in Illusionen verstrickt oder verzweifelt. In regelmäßigen Abständen sind die Seminaristen eingeladen, ihren Berufungsweg mit den Verantwortlichen der Ausbildung in vertrauensvoller Offenheit durchzugehen.
Diese Art der Ausbildung im Priesterseminar der Gemeinschaft entspricht der erprobten und bewährten Praxis der Kirche. Sie eröffnet die subjektive und objektive Dimension der Berufung. Subjektiv, weil jede Priesterberufung ein unergründliches Geheimnis der Liebe ist: Der Liebe Gottes, die ruft und der des Menschen der durch eine Verpflichtung seiner ganzen Person antwortet. Objektiv, da es die Kirche ist, die ihre Diener beruft, derer sie bedarf. Jede Berufung wird in und durch die Kirche Wirklichkeit wie die Weiheliturgie ausdrückt.
Diese zwei Dimensionen sind untrennbar verbunden. Durch sie beruft Christus selbst die zu sich, die er vorgesehen hat, bei ihm zu sein und das Evangelium zu verkündigen. Er hört auch heute nicht auf, die Männer auszuwählen, an die er sein Wort „Komm und folge mir nach“ richtet.