Was ist Liturgie?
« Dem Lamm gebühren Lob und Ehre und Herrlichkeit und Kraft in alle Ewigkeit. » (Offb 5, 12)
Die christliche Liturgie ist der Kult, den die Getauften dem Vater darbringen, durch den Sohn, im Heiligen Geist. Der Christ soll eintreten ist die Hingabe des Sohnes an den Vater. Dann erst trägt er den Namen Christ zurecht, weil er selbst ein Christus wird, wenn er sich selbst darbringt.
In der Feier der Liturgie sollten wir zwei Übertreibungen, die leider allzu sehr im Denken vieler Christen präsent sind, vermeiden.
Die erste Übertreibung wäre eine ausschließlich horizontale Vision (sagen wir, zu menschliche) der Liturgie. So wäre sie nur ein irdisches Geschehen, das sich auf die Ausführung von mehr oder weniger sinnvollen Gesten beschränkt.
Die zweite Übertreibung wäre eine ausschließlich vertikale Vision. Diese Vision der Liturgie ist ganz genau so gefährlich wie die erste. Die Liturgie wäre dann nur beschränkt auf einen Kult im Geiste; allein das, was im Herzen der Menschen geschieht, ist wichtig…
Angesichts dieser beiden Gefahren, sollten wir die horizontale mit der vertikalen Dimension verbinden. Das geschieht in der Tat im Kreuz und in Christus, dem wahren Gott und wahren Mensch. Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis der Liturgie: Christus nimmt beide Realitäten an, durch ihn tritt das Göttliche ins Menschliche ein, damit das Menschliche Zugang zum Göttlichen gewinnt. Verlassen wir also, sagen wir, die platonische Vision des Glaubens, die das Göttliche in den Himmel verbannt und das Menschliche auf die Erde! Wenn wir in eine Kirche eintreten, besonders zur der Feier der hl. Messe, sind beide Geheimnisse vereint; deshalb wollte Gott Mensch werden.
Auf diese Weise ist Liturgie die Verbindung mit dem Geheimnis Gottes, die die Zeiten übersteigt. Deshalb sollten unsere liturgischen Feiern etwas vom Himmel widerspiegeln und nicht von der Erde.
Aber Achtung, wenn wir dies sagen, dürfen wir dennoch nicht vergessen, unsere Liturgie mit dem echten Leben zu verbinden. Die Schönheit der liturgischen Feier soll die Schönheit unseres Handelns abbilden. Der Arme, der sich an der Tür unserer Pfarrkirchen findet oder am Ausgang unserer Supermärkte oder auf dem Weg zur Arbeit, muss Teil unserer Liturgie werden. Wir müssen sie in die liturgische Feier mit hineintragen, sie dem Herrn darbringen und daraus die Kraft ziehen, ihnen ganz konkret zu helfen. In diesem Sinne verkündet Gott: « Was soll ich mit euren vielen Schlachtopfern? Wascht euch, reinigt euch! Schafft mir eure bösen Taten aus den Augen! Hört auf, Böses zu tun! Lernt, Gutes zu tun! Sucht das Recht! Schreitet ein gegen den Unterdrücker! Verschafft den Waisen Recht, streitet für die Witwen! » (Jes 1)
Die Liturgie zu feiern, heißt nicht, die Realität zu verlassen, sondern Gott die Realität darzubringen!