Der Priester, Diener der Barmherzigkeit
In seinem Brief an die Priester lädt Benedikt XVI die Priester ein, das Bußsakrament nach dem Vorbild des Pfarrers von Ars wieder in den Mittelpunkt ihrer pastoralen Sorge zu stellen: „Wir Priester müssten alle spüren, dass jene Worte, die er Christus in den Mund legte, uns persönlich angehen: „Ich beauftrage meine Diener, den Sündern zu verkünden, dass ich immer bereit bin, sie zu empfangen, dass meine Barmherzigkeit unbegrenzt ist.“ Vom heiligen Pfarrer von Ars können wir Priester nicht nur ein unerschöpfliches Vertrauen in das Bußsakrament lernen, das uns drängt, es wieder ins Zentrum unserer pastoralen Sorge zu setzen, sondern auch die Methode des „Dialogs des Heils“, der sich darin vollziehen muss.“
DIE VERSÖHNUNG: CHRISTUS VERGIBT
Diese Einladung Benedikt XVI. ist nicht überraschend, wenn man einen Moment vor der Größe dieses Dienstes der Versöhnung verweilt. Der Priester muss sich bewusst sein, dass die menschliche Seele ein Recht hat, persönlich dem gekreuzigten Christus der vergibt zu begegnen, und dass Christus ein Recht hat, Jedem in diesem für das Seelenleben entscheidenden Moment der Umkehr und der Vergebung zu begegnen. In diesem Bewusstsein wird der Priester nach dem Vorbild des Pfarrers von Ars und vieler anderer eifriger Beichtväter für diesen Dienst stets verfügbar bleiben, ihm die notwendige Zeit und Sorge widmen, ihm selbst die Priorität vor anderen Aufgaben geben. Es ist wahr, dass Johannes Paul II. schon in seinem Brief an die Priester vom Gründonnerstag 1986 feststellte, dass die Büßer sich nicht an den Beichtstühlen drängeln, ein klares Zeichen für einen Verlust des Sinnes für Gott und für die Sünde. Aber da wo eine große Zahl sich aus den verschiedensten Gründen der Beichte vollkommen zu enthalten scheint, da ist es umso dringender, eine Pastoral der Versöhnung zu entwickeln, die die Christen die Herausforderung einer wahrhaftigen Beziehung zu Gott wiederentdecken lässt, ebenso wie die Sünde als Verschließen zu Gott und zum Nächsten, die Vergebung als unentgeltliches Geschenk Gottes und auch die Bedingungen, die eine gute Feier dieses Sakramentes ermöglichen – wobei es die Vorurteile, falschen Ängste und die Routine zu überwinden gilt. Die unermesslichen Wohltaten dieses Dienstes sind unerschöpflich für die Bekehrung der Sünder, für den geistlichen und apostolischen Fortschritt der Gläubigen, für das Erwachen und die Stärkung von Berufungen
DIE GEHEIMNISSE DER GÖTTLICHEN BARMHERZIGKEIT SUCHEN
Jeder Priester ist also eingeladen, sich durch das Zeugnis des Pfarrers von Ars von der Notwendigkeit überzeugen zu lassen, ein Mann der Barmherzigkeit zu sein, und vor Allem davon, dass es auch in der oft übergroßen Menge der pastoralen Aufgaben möglich ist, ein solcher zu sein. Es braucht aber einen lebendigen Glauben, wie den, der Jean-Marie Vianney Wunder vollbringen ließ. „Warum sind wir so unsensibel gegenüber den Wohltaten dieses Sakraments? Weil wir nicht die Geheimnisse der Barmherzigkeit des lieben Gottes suchen, die in diesem Sakrament keine Grenzen kennt.“ „Den Menschen vergeben, ihnen Barmherzigkeit schenken, ist ein größeres Werk, als die Schöpfung der Welt“, schrieb der heilige Thomas von Aquin. Ja, die Absolution ist ein Wunder. Der Pfarrer von Ars hört nicht auf, in seinen Predigten die Schönheit der göttlichen Vergebung hervorzuheben. Aber diese Betrachtung über die Barmherzigkeit wurzelt in erster Linie in dem Bewusstsein, dass der Mensch Erlösung braucht. „Erlösung“ ist eines der Worte, die der Pfarrer von Ars am häufigsten benutzt. Was bedeutet das? Gerettet werden bedeutet, von der Sünde befreit zu werden, die von Gott entfernt, das Herz austrocknet und sogar für immer von der Liebe Gottes trennen kann, was das schlimmste Unheil wäre. Gerettet sein bedeutet, in Einheit mit Gott leben, Gott sehen. Die Erlösung ermöglicht also, eine sohnhafte Beziehung zu Gott wiederzufinden, und eine brüderliche mit den Anderen. Die Erlösung Christi hat für Alle die Möglichkeit des Heils eröffnet. Der Priester wirkt daran mit, bereitet die Seelen darauf vor, indem er die Umkehr predigt und die Vergebung gibt. Der Pfarrer von Ars wollte um des Heils willen Priester werden: „dem lieben Gott Seelen gewinnen“, sagte er gerne. Darum hat er dem Sakrament der Versöhnung einen solchen Platz gegeben, dass er ihm sein ganzes Leben gewidmet hat. Wie in jedem Sakrament handelt der Priester „in persona Christi capitis“. Er vergibt die Sünden im Namen Jesu, das heißt im Namen Gottes. Berufen, das lebendige Zeichen Dessen zu sein, den er repräsentiert, soll der Priester auf diese Identifikation hinstreben. Christus, der im Priester gegenwärtig wird und durch ihn das Geheimnis der Versöhnung der Sünder vollzieht, erscheint als Freude der Menschen, barmherziger, treuer und mitleidender Fürst, Hirte auf der Suche nach dem verlorenen Schaf, heilender und aufrichtender Arzt, Richter der Lebenden und der Toten.
DIE SEELEN ERZIEHEN: DIE BARMHERZIGE LIEBE VERBREITEN
Der Heilige Vater unterstreicht, wie der Pfarrer von Ars die Seelen in diesem Sakrament zu erziehen und begleiten wusste. Er hat das Herz und das Leben so Vieler verwandelt, weil es ihm gelungen ist, ihnen Etwas von dieser barmherzigen Liebe des Herrn spürbar zu machen. Mit den verschiedenen Büßern verhielt er sich auf verschiedene Weise. Den Einen brachte er Trost, indem er ihnen in berührender Schönheit das Geheimnis der Vergebung Gottes offenbarte: „Was für eine Liebe ist die unseres Gottes, der so weit geht, willentlich die Zukunft zu vergessen, um uns zu vergeben.“ In den Lauen und Gleichgültigen versuchte er, die Reue zu erwecken, indem er sie auf seinem Antlitz das Leiden Gottes angesichts der Sünden sehen ließ: „Ich weine darüber, dass Sie nicht weinen.“ Die Seelen schließlich, die Sehnsucht nach mehr hatten, wusste er durch die Schule eines intensiveren Gebetes in die Tiefen der Liebe Gottes einzuführen. Erneuern wir in der Schule des heiligen Pfarrers unsere Art, dieses Sakrament zu leben!
DER PFARRER VON ARS SPRICHT IN DER BEICHTE
„Der Herr vergibt schneller einem reuigen Sünder, als eine Mutter ihr Kind aus dem Feuer zieht.“
„Seine grösste Freude ist es, uns zu vergeben.“
„Unsere Sünden sind Sandkörnern im Vergleich zum grossen Berg der göttlichen Barmherzigkeit.“
„In der Lossprechung wirft der liebe Gott unsere Sünden über seine Schultern, das heisst er vergisst sie, er vernichtet sie: sie werden nie wieder erscheinen.“
„Man muss mehr Zeit darauf verwenden, die Reue zu erbitten, als für die Gewissenserforschung.“
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